Objekte und ihre Erschaffer

Ein grafisch schönes Poster und der dazugehörige Film „Objectified“

Filmposter Objectified

Das Plakat liegt nun schon seit Ewigkeiten in meinem Filmplakateordner und zwinkert mir jedes Mal zu, wenn ich den Ordner durchstreife. Meine Augen bleiben jedes Mal daran hängen. Und immer denke ich: „Ist das vielleicht eines der schönsten Filmposter überhaupt?“
Die Frage beantworte ich für mich mit „Ja!“

Zum einen liegt das natürlich an der Schlichtheit des Designs. Es ist zwar jede Menge los und es sind auch sehr viele verschiedene Formen zu sehen, aber alles ist so wohl geordnet, wie es meinem Gestalterblick behagt.
Die unterste Objektreihe zeigt im Übrigen die Dinge, die für die Herstellung des Films verwendet worden.

Die Unfarben heben das Plakat natürlich umso mehr aus der bunten Masse der Poster hervor – Schwarz, Weiß, Grau – mehr braucht es eben nicht immer.
Es gibt noch eine zweite Version des Plakates, die ursprünglich für das Marketing in Europa verwendet werden sollte, es dann aber aus diversen Gründen nicht geschafft hat. Nun kann man diese Version aber in einer limitierten Version kaufen.

Objectified Movie Poster Letterpress Version
Objectified Movie Poster Letterpress Version

Die verwendete Schrift ist die wahrscheinlich schönste serifenlose Schriftart, die es zur Zeit gibt: Helvetica (der Regisseur von „Objectified“ hat über diese Schrift einen eigenen sehenswerten Film gedreht).

Der Film zum Plakat ist schon auf DVD erschienen und ist eine Dokumentation über die Dinge, die uns umgeben. Dinge, die wir kaufen. Dinge, die wir lieben. Und die Menschen, die diese Dinge entwerfen.

Es könnte laut werden

Das Plakat zur Musidokumentation „It might get loud“

Poster zu It Might Get Loud - via filmposter-archiv.de
Poster zu It Might Get Loud - via filmposter-archiv.de

Was wir sehen: Zuallererst einmal einen schreiend roten Sticker mit den Worten „Der Musikfilm des Jahres“; danach sehen wir von oben nach unten – drei Körper von drei Herren, die jeweils eine Gitarre halten. Direkt darunter stehen drei Namen, nämlich: „The Edge“, „Jimmy Page“ und „Jack White“. Danach der Filmtitel „It Might Get Loud“ und die Information“ 3 Musiker, 3 Generationen und jede Menge Gitarren“. Am unteren Rand löst sich das Rätsel, wer oben zu sehen ist – von links nach rechts – Jack White, The Edge von U2 und Jimmy Page von Led Zeppelin.
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Verbotene Früchte

Neue Evolver-Rezensionen

Auf Evolver bespreche ich diesmal die Plakate zum neuen Scrats-Film (aka „Ice Age 3“) und der Dokumentation „9 to 5 – Days in Porn“, die sich mit der Produktion von Pornos als Tagesgeschäft befasst.

Plakat – Grey Gardens

via Liisa

Was wir sehen: Ganz im Gegensatz zur Suggestion des Filmtitels sehen wir keinen grauen Garten, sondern fröhliche Farben und fröhliche Frauen. Eine amerikanische Flagge im Hintergrund. Einen Hut in den Farben der amerikanischen Flagge. Die Frauen sind im 1950iger-Jahre-Stil gekleidet. Und sie lachen!

Worum es augenscheinlich geht: Darum, dass es in den 1950iger Jahren nicht nur frustrierte und graue Hausfrauen gab, sondern auch Menschen, die sich des Lebens freuen konnten und um das zu demonstrieren ihre Wände gelb und türkis streichen. Viva la Revolucion!

Worum es tatsächlich geht: Um die Tante und die älteste Cousine von Jackie Onassis, die sich irgendwann aus der New Yorker Gesellschaft zurückzogen um sich in ihr Sommerhaus auf Long Island zu begeben, welches „Grey Gardens“ hieß. Die durch den Rückzug aus der Gesellschaft eintretende soziale Isolation sorgte nicht nur dafür, dass ihr Gespür für die Realität verschwand, sondern langsam auch ihr Reichtum. Schließlich kommt sogar das Gesundheitsamt für eine Überprüfung vorbei und nun muss Jackie einspringen, und die beiden retten…
Der Film ist im Übrigen ein Fernsehfilm, der auf HBO ausgestrahlt wird.

Zum Plakat: Ei-ei-ei, wer mochte denn da weder Drew Barrymore noch Jessica Lange? Das war das erste, was mir beim Betrachten des Plakates auffiel: die beiden sehen so fürchterlich, ja gar verformt aus, dass es richtig schmerzt, die Bilder zu betrachten. Ein unvorteilhafteres Bild von Barrymore ist mir noch nicht untergekommen – und das sage ich, obwohl ich die Dame nicht einmal besonders schätze! Also, das Bildmaterial geht schon mal gar nicht, je länger ich es ansehe, desto verrückter erscheinen mir die beiden auch – was zugegebenermaßen zum Film passt.
Außerdem fragwürdig: warum wurde von Barrymore ein Bild mit einem solch biederen Outfit gewählt, wenn doch eine Tagline lautet „true glamour never fades“?
Es hätte nämlich durchaus vorteilhafteres Material gegeben:

Positiv zu vermerken ist die sehr lebendige Farbgebung – sie spiegelt nicht nur die Modefarben der Zeit wider, sondern lässt das Plakat auch mit Frohsinn vibrieren.
Außerdem finde ich die Aufteilung durchaus gelungen: sie zeigt, dass die Frauen zwar zusammengehören, aber beide auch eine starke eigene Persönlichkeit hatten. Vielleicht wäre es noch besser, wenn auch der Blick von Jessica Lange an uns gehen würde.

Das Plakat hat auf jeden Fall meine Aufmerksamkeit erregt, genauer Hinsehen erschreckte allerdings :-)

Minimalistische Plakate – schön schlicht

via apple

Demnächst laufen viele Filme an, deren Plakate so minimalistisch sind, dass sie (fast) nur aus dem Filmtitel bestehen und die ihre Stimmung nur aus Farbgebung und Typografie beziehen.
Hier sind einige gelungene Beispiele – und eines, das etwas mehr Gestaltung gebraucht hätte.
Die Genre der Filme könnten unterschiedlicher nicht sein – von Drama über Romanze, Dokumentarfilm, Horror bis zu Science Fiction ist tatsächlich alles dabei.

Das Poster zu „Cheri“ ist verspielt und elegant. Die Schrift erinnert an den Jugendstil, ebenso die floralen Elemente, die das Plakat umrahmen. Die Farbgebung ist dezent und geschmackvoll.
Hier würde ich spontan die Romanze zuordnen und läge damit richtig.
Es geht um den Sohn einer Kurtisane, der im Paris der 1929iger Jahre von einer älteren Frau in der Kunst der Liebe unterrichtet wird, sich aber durch den gesellschaftlichen Druck von ihr trennen muss.

Das Plakat zu „Lymelife“ besticht durch die absolut reduzierten Formen; ich vermute, dass es nur eine Voransicht ist, da überhaupt keine Credits zu sehen sind.
Die Schrift ist klar und serifenlos, die Zeichnung des Hauses hinter einem einfachen Lattenzaun ebenso schnörkellos.
Das Blau, welches einen recht hohen Grünanteil hat und somit zum Türkis tendiert, ist sehr modern und wird gern für Independentfilme verwendet. Auch der Stil der Zeichnung passt dazu. Dass es sich hier um ein Drama handelt, hätte ich nicht gedacht, andererseits sind diese Filme oftmals Dramödien…und siehe da, IMDB sagt, es handelt sich um ein komödiantisches Drama, welches in den 1970iger Jahren spielt.
Dort gibt es auch das finale Poster, welches (leider) zusätzlich nicht nur die Credits, sondern auch collagenhaft ausgeschnittene Darsteller zeigt.
Die erstgezeigte Variante finde ich geheimnisvoller und ansprechender.


Das Plakat zu „Pandorum“ ist mein absoluter Favorit der hier vorgestellten Plakate.


Wir sehen hier nur den 3D-Schriftzug des Filmes, der einen düsteren Schatten wirft.
Das Wort „Pandora“ weckt bei die Assoziation zur „Büchse der Pandora“ aus der griechischen Mythologie. Da der Schrifzug dafür aber zu technisch und Hightech ist, muss Google herhalten und sagt mir, Pandora ist auch einer der inneren Monde des Saturn.
Eine ScienceFiction-Story hätte ich hier zwar nicht unbedingt erwartet, schon eher einen Horrorstreifen, vermutlich enthält der Film jedoch auch Gruselelemente.
Das Plakat hätte ich gern an meiner Wand :-) Es ist friedlich und gleichzeitig bedrohlich.

Ganz im Gegenteil zum Poster „The Garden“.

Dieses Plakat ist das hellste der vorgestellten. Leider ist das Plakt sehr klein, sodass nicht gut erkennbar ist, was die zwei Balken darstellen. In einer extremen Vergrößerung habe ich bemerkt, dass im Hintergrund eine Art Stadtplan zu sehen ist und die zwei dunklen Bereiche eine Parzelle in dieser Stadt darstellen.
Es handelt sich hier um einen Dokumentarfilm über einen der größten Gemeinschaftsgärten in Amerika, der von einer Zerstörung durch die Stadt LA bedroht ist, die an seiner Stelle lieber Riesensupermärkte errichten will.
Ein sehr schönes reduziertes Plakat, das neugierig macht.


Das Plakat zu „Sorority Row“ ist eigentlich das Schwächste der hier abgebildeten. Die Schrift ist recht beliebig und die Farbgebung ist es auch. Sicher, man erwartet keine Komödie, aber ansonsten könnte das so ziemlich alles sein – Gerichtsdrama, Autorenfilm, Gangstermovie… tatsächlich ist es ein Serienkillerstreifen. Wahrscheinlich soll der Schein hinter dem ersten „R“ eine gruselige Taschenlampe symbolisieren und die rote Unterstreichung das Grobe des Killers?
Das Plakat ist zwar gut lesbar, sagt aber dabei leider nichts aus.
Hier hätte ein bisschen mehr Gestaltung gut getan.

Plakat – Religulous


Was wir sehen: Drei Affen in der klassischen Pose „nichts sehen – nichts sagen – nichts hören“; die offensichtlich 3 Weltreligionen verkörpern – Judentum, Christentum und Islam.
Dazu den Untertitel „Man wird doch wohl fragen dürfen“.

Worum es offensichtlich geht: Um das Hinterfragen von Religion.

Worum es tatsächlich geht: Der Film ist eine Dokumentation im Stil Michael Moore’s: der Protagonist Bill Maher, ein amerikanischer Comedian und Talkshow-Moderato, fragt, ohne wirkliche Antworten wissen zu wollen, sondern eher, um seinen Standpunkt deutlich zu machen. Hier geht es um Religiosität; Maher ist Atheist und findet den Glauben, wie er in der Welt praktiziert wird, eher „lächerlich“ – der Titel des Films ist eine Mischung aus den Worten „religous“ (religiös) und „ridicolous“ (lächerlich).
Maher sucht sich also Vertreter der Weltreligionen und spricht mit ihnen über absonderliche Glaubensgewohnheiten – gibt es wirklich einen Gott, der gleichzeitig allen Menschen zuhören kann; ist Jesus tatsächlich über Wasser gelaufen; warum gibt es zwar viele Verbote für den Sabbat, aber ebensoviele Wege, diese Verbote zu umgehen? Diese und viele andere Themen werden im Film berührt, allerdings (leider) auf eine sehr oberflächliche Weise. Maher sucht sich auch grundsätzlich die ultrakonservativen, ultragläubigen Menschen aus, sodass es für ihn ein Leichtes ist, die Interviewten durch den Kakao zu ziehen.
Ich finde den Ansatz zwar gut, aber die Umsetzung eher schlecht. Das ist bei Michael Moore für mich genauso – die Idee ist gut, mit einer Dokumentation im eigentlichen Sinne, die tatsächlich versucht, alle Seiten zu beleuchten hat das wenig zu tun.

Zum Plakat: Erst einmal ist das natürlich ein starkes Motiv, das in dieser Form sicher kulturell so geprägt ist, dass es (fast) jeder schon einmal gesehen hat. Ursprünglich stammt es aus dem Buddhismus und bedeutete „nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen“ – erst im westlichen Kulturraum wurde die Bedeutung zum wegsehen, weghören, nichtssagen uminterpretiert und steht somit für einen Mangel an Courage, etwas zu unternehmen.
Dieses Motiv mit den Weltreligionen in Verbindung zu bringen ist natürlich kalkulierte Provokation und wirkt auch so. Man schaut hin und kommt nicht umhin, spontan ein starkes Gefühl zu spüren – sei es Belustigung, Beleidigung, Wut oder Zustimmung.
Grundsätzlich unterstelle ich dieser Art Dokumentation den Willen, eine Diskussion in Gang zu bringen und ich denke, das bewirkt sie auch. Das Plakat lädt auf jeden Fall dazu ein, sich auch kontrovers mit dem Film auseinander zu setzen und es machte mich zumindest neugierig, wie Maher seinen Punkt darlegt.
Dass auf dem Plakat auch deutlich der Name „Borat“ auftaucht dürfte zudem ein Hinweis an zartere Gemüter sein, wie der Ton des Filmes ist.
Ich finde das Motiv also durchaus gelungen, denn es kann eigentlich kaum jemanden kalt lassen – ob religös geprägt oder nicht.

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