Langweilige Zeitreisen

Das Plakat zu „Die Frau des Zeitreisenden“

Gähnende Langeweile
Gähnende Langeweile

Täuscht mich meine Erinnerung? War ich in einer sehr sentimentalen Stimmung, als ich das Buch von Audrey Niffenegger las? Das Buch jedenfalls habe ich damals als aufregend wahrgenommen. Es hatte Ecken und Kanten. Die Charaktere waren seltsam drauf, aber sehr menschlich. Die Tragik des Buches und der Liebesgeschichte entsprang dem Kniff, dass der Hauptcharakter Henry eine Gen-Anomalie hat, die ihn unwillentlich durch die Zeit springen lässt. Seine Geliebte weiß also nie, wann und ob er auftauchen wird und ob er sich an sie erinnert, ob sie sich schon getroffen haben oder erst treffen werden.
Klingt kompliziert, wird aber im Buch ziemlich gut beschrieben, sodass man sich als Leser gut reinfinden kann.
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Plakat – Tonight The Angels Cried

via outnow.ch


Was wir sehen: zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, deren Portraits genau mittig geteilt und aneinander montiert sind, schauen uns intensiv vor einem schwarzen Hintergrund an.
Darunter sehen wir den Filmtitel „crying angels“

Worum es augenscheinlich geht: Zwei sehr düstere Engel in Menschengestalt finden zueinander?

Worum es tatsächlich geht: Ivan (Grigoriy Antipenko) ist ein Geschäftsmann, dessen Leben sich nur um Geld, Anerkennung und seine Arbeit dreht. In seiner Welt existiert keine Liebe, bis er auf Nadeshda (Natalya Ivanova-Fenkina) trifft, eine Prostituierte, die sich schon lange in ihrer eigenen Hölle befindet. Drogen und Alkohol haben sie den Glauben an das Gute verlieren lassen. Ivan möchte sie für sich gewinnen, aber Nadeshda möchte ihn um seiner selbst willen nicht in ihr Leben lassen…

Zum Plakat: Hier wirkt natürlich sofort der direkte Blickkontakt zum Betrachter. Die beiden schauen uns direkt an und diesem Anblick kann man sich nur schwer entziehen.
Was an diesem Plakat bemerkenswert ist, ist die mittige Teilung der Gesichter. Psychologisch und biologisch gesehen gibt es für die Partnerwahl die Theorie, dass Menschen mit ähnlichen Gesichtsproportionen sich oft auf den ersten Blick anziehend finden und sich unterbewusst für kompatibel halten (unabhängig davon, ob das auch so ist).
Diese Theorie scheint hier bildlich 1:1 umgesetzt – zumindest Ivan glaubt, in Nadeshda die perfekte Partnerin für sich gefunden zu haben und auch beider Einstellung scheint auf den ersten Blick ähnlich zu sein.
Die Proportionen ihrer Gesichter ähnelnd sich verblüffend: die Nasenform, die Lage der Augen, die Breite der Lippen, die Form des Mundes, die Augenbrauen, ja sogar der Haaransatz scheint bei beiden identisch an. Fast könnten sie auch Geschwister sein, die in einem gemeinsamen Kampf gegen den Rest der Welt antreten.
Dass nicht alles so perfekt und schön ist, wie die beiden aussehen, zeigen die unterkühlten Farbtöne des Plakates, die es fast s/w erscheinen lassen.
Der Schriftzug, der zersplittert anmutet, erscheint passend, wenn auch etwas langweilig. Die Wahl einer serifenlosen Schrift ist bei einem Filmtitel, der das Wort „Angel“ enthält, allerdings zu begrüßen, denn geschwungene Serifen- oder Schreibschriften würden hier Klischees heraufbeschwören.

Ob der Film bei uns in die Kinos kommt, ist leider fragwürdig, denn russische Filme haben es leider nach wie vor schwer, auch ein großes Publikum anzusprechen. Vielleicht hat jedoch der Überraschungserfolg von „Wächter der Nacht“ den Weg geebnet?
Für die weinenden Engel gibt es jedenfalls derzeit noch keinen Starttermin und auch die IMDB-Seite geizt mit Informationen.

Plakat – So Glücklich War Ich Noch Nie

via zelluloid.de


Was wir sehen: Einen floating Oberkopf einer Dame, die leicht lächelt. Einen halben Kopf von einem Herren, der leicht lächelt. Das ganze in pastelligen Farben und der Behauptung „So glücklich war ich noch nie“.

Worum es augenscheinlich geht: Um zwei Menschen, die zwar noch nie „so“ glücklich waren, aber wenn ich mir die Mienen der zwei ansehe, waren sie vorher überhaupt nicht glücklich, sondern sehr, sehr unglücklich. Vielleicht reicht ein bisschen Glück ja auch aus?

Worum es tatsächlich geht: Der Betrüger Frank (Devid Striesow), der sich mit verschiedenen Identitäten durchschlägt und Leute um ihr Geld bringt, lernt in einer Boutique Tanja (Nadja Uhl) kennen. Er flirtet mit ihr, wird jedoch kurz darauf gefasst und kommt ins Gefängnis. Als er entlassen wird, möchte er ein rechtschaffenes Leben beginnen, doch als er wieder auf Tanja trifft und sich in sie verliebt, geht alles schief. Denn Tanja ist eine Prostituierte und Frank möchte sie unbedingt aus dem Milieu befreien…

Zum Plakat: Was für eine Geschichte! Der Trailer sieht interessant aus; das Plakat jedoch ist im Bildbereich jedoch ziemlich blass.
Dass der Titel (den ich gelungen finde) so prominent im Vordergrund steht, finde ich vorteilhaft. Der Kontrast von Bildaussage zu Filmtitel gefällt mir ebenfalls (denn so glücklich sehen die beiden ja nicht aus), aber die Bildauswahl an sich finde ich recht nichtssagend. Ich fände es besser, wenn die beiden einen Bezug zueinander hätten; sich also beispielsweise anschauen würden. Oder näher zusammenstehen. Ich habe leider nur ein Bild gefunden, das einigermaßen repräsentiert, was ich meine. Am besten fände ich es, wenn sie sich gegenüberstehen und anschauen würden.

Zu Zweit ist man weniger Solo

Das Plakat zu „Der Solist“


Was wir sehen: Robert Downey Jr. starrt uns intensiv an. Jamie Foxx ist im Cellospiel versunken. Oder denkt über die skizzierte Skyline unter sich nach. Und warum fliegen da eigentlich so viele Strichvögel?

Worum es augenscheinlich geht: Jamie Foxx ist nicht nur Ray Charles, sondern auch ein formidabler klassischer Musiker. Robert Downey Jr. ist dramatisch intensiv, steht aber im Schatten von Jamie Foxx. Der hat ja auch das größere Instrument.

Worum es tatsächlich geht: Robert Downey Jr. spielt Steve Lopez, einen Journalisten, der auf der Suche nach einer Story auf den schizophrenen, obdachlosen aber begnadeten Cellisten Nathaniel (Foxx) trifft. Sie freunden sich an und Lopez versucht, das ehemalige Wunderkind wieder ins Leben zurückzuholen. Der Film basiert auf wahren Ereignissen.
(Hier kann man mehr über Nathaniel Ayers lesen).

Zum Poster: Ein kruder Mix. Dramatische Portraitbeleuchtung, verspieltes Indiegekritzel, ein nachdenklicher Jamie Foxx, und fast „floating heads“, die auch noch schlecht übereinander gelegt sind. Auf den ersten Blick passt das alles nicht zusammen. Es mag nun sein, dass mit den unterschiedlichen Stilen die Schizophrenie des Hauptcharakters unterstrichen werden sollte, allerdings erscheint ausgerechnert er auf dem Poster als das ruhigste und ausgeglichenste Element.
Ich denke, man hätte hier in zwei andere Richtungen gehen können: ein ganz klassisches, eher dramatisches Poster, auf dem nur Jamie Foxx zu sehen ist – oder man hätte das hibbelige, verstörende der Krankheit weiter ausbauen können. Auch hier bin ich der Meinung, dass man auf Downey hätte verzichten können – eine Nennung seines Namens hätte es auch getan.
Der Film heißt ja schließlich „Der Solist“ und nicht „Das Duo“.

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