Das Plakat zum Film „Gamer“
via iwatchstuff
Was wir sehen: Ein Männergesicht, welches zu zersplittern scheint – dahinter kommt ein anderes, weibliches, Gesicht zum Vorschein. Dazu der Filmtitel „Gamer“ und der Untertitel „Wer spielt dich?“
Worum es augenscheinlich geht: Gerard Butler ist nur oberflächlich gesehen er selbst – in ihm sitzt eine erregte Frau. Die ihn lenkt, schaltet und waltet, wie es ihr beliebt.
Worum es tatsächlich geht: In der Zukunft können Menschen andere Menschen in einer Art Online-Rollenspiel lenken. Eine der beliebtesten Spielfiguren ist Kable (Gerard Butler), der ein Charakter in einem Spiel namens „Slayer“ ist. Aber Kable ist auch ein echter Mensch – und er will aus dem System ausbrechen…
Falls diese Beschreibung euch mit großen Fragezeichen hinterlassen hat: hier könnt ihr euch den Trailer anschauen.
Zum Plakat: Das Prinzip des Filmes ist tatsächlich auf einen Blick erkennbar, wenn auch nicht mit allen Details – aber dass Butler offensichtlich von jemand anderem gelenkt wird, habe ich sofort begriffen. Mir gefällt die Idee gut, und sie ist auch grafisch interessant umgesetzt, wenn auch nur als eine Möglichkeit von vielen, die man hier hätte gestalten können.
Die „Splitter“ zeigen mit ihrer eckigen Form, dass es hier nicht um subtile Gedankenspiele geht, sondern um technische Hightech-Action. Die Grenzen zwischen Kable und dem Spieler sind auch erstaunlich klar, das zeigt also, dass offensichtlich eine Identitätskrise keine Rolle spielt, sondern das Ganze eher marionettenhaft abläuft.
Wenn ich Computerspiele gespielt habe, erlebte ich mit „meinem“ Spielcharakter immer etwas seltsames: einserseits identifizierte ich mit ihm, andererseits schickte ich ihn ohne Skrupel in die schlimmsten Situationen und meine Gefühle für ihn blieben seltsam distanziert. Das rührt natürlich daher, dass ich weiß, dass er nicht echt ist und keine realen Schmerzen erleidet. Die Frage ist jedoch – wie würde sich dieses Gefühl ändern, wenn ich wüsste, ich „spiele“ einen echten Menschen?
Marc Hauser, ein Psychologe, der in Harvard lehrt hat einmal ein interessantes moralisches Dilemma offen gelegt, bei dem es um die Entscheidung geht, jemanden zu töten, um fünf andere Menschen zu retten.
„Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie stehen neben einem Bahngleis an einer Weiche. Außer Kontrolle geraten, rast ein Waggon heran. Auf der links abzweigenden Spur macht sich eine Gruppe von fünf Eisenbahnarbeitern zu schaffen, rechts ein einziger.
Unternehmen sie nichts, schwenkt der Waggon links ab und tötet die fünf Männer. Indem sie den Weichenhebel umlegen, können sie die Fünf retten und nur einen opfern. Die meisten Menschen antworten, sie würden den Waggon umleiten.
In einem anderen Szenario können sie einen schweren Mann von einer Brücke auf die Gleise stoßen, um den Waggon aufzuhalten. Diesmal geben fast alle an, das sei unvertretbar, obwohl das Ergebnis doch in beiden Fällen das gleiche wäre.“
Er zeigte dabei, dass die meisten Menschen zwar den Tod von jemanden in Kauf nehmen würden, den sie passiv verursachen, jedoch einen direkten Mord ablehnen.
Wenn man diese Vorstellung nun auf ein Computerspiel bezieht, bei dem man einen echten Menschen steuert und diesem (wie im obigen Trailer) erkennbar fast physisch steuert – würde das nicht dazu führen, dass man mit ihm fühlt und ihn nicht in lebensgefährliche Situationen bringen würde?
Das Plakat hat mich – auch mit der Frage „wer spielt dich?“ jedenfalls neugierig gemacht und ich werde mir den Film sicher ansehen.
Das komplette interessante Interview mit Marc Hauser kann man hier lesen.