Es könnte laut werden

Das Plakat zur Musidokumentation „It might get loud“

Poster zu It Might Get Loud - via filmposter-archiv.de
Poster zu It Might Get Loud - via filmposter-archiv.de

Was wir sehen: Zuallererst einmal einen schreiend roten Sticker mit den Worten „Der Musikfilm des Jahres“; danach sehen wir von oben nach unten – drei Körper von drei Herren, die jeweils eine Gitarre halten. Direkt darunter stehen drei Namen, nämlich: „The Edge“, „Jimmy Page“ und „Jack White“. Danach der Filmtitel „It Might Get Loud“ und die Information“ 3 Musiker, 3 Generationen und jede Menge Gitarren“. Am unteren Rand löst sich das Rätsel, wer oben zu sehen ist – von links nach rechts – Jack White, The Edge von U2 und Jimmy Page von Led Zeppelin.

Worum es augenscheinlich geht:
3 Musiker und ihre Gitarre(n).

Worum es tatsächlich geht: Um (E-)Gitarren. Um Musik. Um Ausdruck. Um Selbstfindung. Um Kunst. Und ganz nebenbei um drei Gitarristen, die in der Musikwelt in den letzten Jahrzehnten ihren ganz eigenen Platz haben.

Zum Plakat: Ich stehe Aussagen wie „Der Musikfilm des Jahres“ oder „Die beste Doku aller Zeiten“ grundsätzlich kritisch gegenüber – wer hat diese Aussage getätigt? Ist derjenige ein Experte auf dem Gebiet? Hat er einen ähnlichen Filmgeschmack, wie ich selber? In diesem Fall auch: mag derjenige die gleiche Musik wie ich? Insofern fördert der schreiend rote Button bei mir eher eine Trotzreaktion – nur weil irgendjemand sagt, dieser Film sei gut, soll ich ihn mir ansehen? Pah!
Abgesehen davon fiel mir danach die Typografie des Filmtitels ins Auge – und auch hier kräuselten sich meine Mundwinkel vor Schreck – sowohl die Farbwahl, als auch die Effektwahl (die Schrift ist mit einer Art Glanzeffekt im Schrägstreifenlook ausgestattet), und auch die Wahl der Schriftart passen für mich nicht zum Filmtitel. Für mich sieht das nach einer 90iger-Jahre-Ästhetik aus. Ich hätte mir etwas roheres, dreckigeres gewünscht – schließlich geht es hier um um Rock’n’Roll – und dieser Schriftzug wirkt einfach zu brav. Und woher kommt die Farbe grün? Grün verbinde ich nicht mit Lautstärke – oder hat der Designer etwa an eine elektronische Lautstärkeanzeige oder die eines Mischpultes gedacht? Dafür ist das Grün allerdings zu dumpf. Als Farbkontrast zu den s/w-Bildern wäre auch ein dunkles Rot oder ein ins Orange gehendes Gelb gut gewesen.
Die Anordnung der Schrift auf dem Plakat finde ich ganz okay, auch wenn diese ebenfalls recht brav daherkommt – andererseits könnte das auch für die ruhigen Passagen der Doku stehen.
Die Wahl, im oberen Bereich nur die Körper zu zeigen, die die Gitarren halte und im unteren Bereich diese mit den Köpfen zu ergänzen, ist für mich optisch zwar ganz interessant, witziger wäre aber die umgekehrte Anordnung; denn so würde man die Gesichter zuerst wahrnehmen, danach die Warnung bzw. den Filmtitel lesen „Es könnte laut werden“ und danach die Erklärung bekommen, warum es laut werden könnte…
EDIT: und woher rührt eigentlich die Unsitte, die Beteiligten alphabetisch zu nennen, anstatt in der Reihenfolge, wie sie auf dem Plakat zu sehen sind? Ich hab‘ das mal korrigiert…

Alternativplakat für "It Might Get Loud"
Alternativplakat für "It Might Get Loud"

Das Originalplakat zeigt m.E. nur ansatzweise, wie grandios dieser Film ist. Im Ernst – dieser Film ist so intensiv, dass es mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Und das nicht etwa wegen der Lautstärke – obwohl diese beachtlich ist… man erfährt, wie die drei zur Musik gekommen sind, was sie inspiriert, welche Ereignisse und Musiker sie geprägt haben. Und ganz nebenbei lernt man noch ihre Vorlieben bei Gitarren kennen. Und warum man nicht unbedingt, die teuerste und glänzendste Gitarre kaufen muss.
Mich hat besonders die Herangehensweise von Jack White beeindruckt, dessen musikalischer Output in den letzten Jahren schon fast übermenschlich groß war – und dabei faktisch immer gut. Sofern man auf Blues steht, natürlich ;-)
Ich fand es sehr interessant zu hören, warum Page, The Edge und White ihre Gitarren so benutzen, wie sie es tun – sie erklären auch an einigen Songs, welchen Sound sie erreichen wollten und wie sie das geschafft haben (beispielsweise, warum sich Jimmy Page für „Stairway to Heaven“ eine Doppelhalsgitarre anfertigen ließ).
Wer also Musik mag, insbesondere natürlich gitarrenlastige Musik, dem kann ich den Film uneingeschränkt empfehlen.
Zum Schluss noch das Lied, welches Jack White’s Initalzündung war – „Grinnin‘ In Your Face“ von Son House.

3 thoughts on “Es könnte laut werden

  1. Wow, klingt ja wirklich vielversprechend. Ich bin nur gespannt, ob der Film meinem persönlichen Lieblings(musik)fiml „Walk the Line“ das Wasser reichen kann. Ich bin echt gespannt.

    Viele Grüße

  2. Das mit der alphabetischen Reihenfolge hat mich auch sofort gestört. Die Anordnung der Rümpfe zu ihren Köpfen bzw. umgekehrt finde ich allerdings auch im neuen Vorschlag problematisch, weil es zu konventionell wirkt bzw. als wären die Leiber gestreckt worden.
    Die Typographie weckt bei mir mal wieder andere Assoziationen, aber ich komme zum selben Ergebnis: Sie passt nicht.
    Das Grün ist eindeutig britisch und hat somit am meisten mit J. Page zu tun, sicher auch etwas mit The Edge, jedoch kaum etwas mit J. White; die Schriftart ist ebenfalls eine, die die Briten zwischen ’75 und ’90 benutzt haben könnten, vielleicht für BBC-Serien wie „Dad’s Army“ in den Opening Credits oder für einen Carry On-Film oder ein Benny Hill-Special. Wieder eher die Zeit von Jimmy Page und The Edge. Der Alternativvorschlag ist auch deshalb besser, weil er durch die farbigen Schatten das Dreiermotiv wieder aufgreift. Drei Generationen, drei Nationen, drei Stile, immer laut.

    Die Amerikaner haben beim Originalposter ihre Möglichkeiten in Sachen Schriftart auch genutzt – Oldschool-Rock’n’Roll bei Page, Newschool bei The Edge, Retro bei White:
    http://matterofeffect.files.wordpress.com/2009/06/itmightgetloud.jpg

  3. Das von dir verlinkte Plakat mit den Gitarren ist natürlich auch genial; die Namensschriftzüge auch; nur der Filmtitel erscheint mir auch dort eher langweilig…

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