Nachts in der Grafikerhölle – das Plakat zu Nachts im Museum 2

Manchmal sehe ich Plakate, zu denen mir als erstes nur eins einfällt: Was zur Hölle…?!
Eine kleine, aber grässliche Auswahl werde ich in dieser im Laufe der Zeit in dieser Rubrik, nur kurz kommentiert, zusammenstellen.
Den Anfang macht das Plakat zu „Nachts im Musem 2“

Was haben die sich dabei nur gedacht?
Wahrscheinlich wollten sie wirklich alles zeigen, was im Film vorkommt, damit sich auch jeder potenzielle Zuschauer angesprochen fühlt. Auch die Zielgruppe der Krakenliebhaber. Und Menschen, die Affen in Raumanzügen lieben.

Plakat – The Brothers Bloom

Was wir sehen: Sehr, sehr viele Details, von Hand gezeichnet. Zum einen Portraits der vier Hauptdarsteller. Außerdem mehrere kleinere Portraits. Eine Hand, die eine Spielkarte (die Herz-Dame) hält, ein Schiff, die Eisenbahn, ein Kamel, Kirchengebäude, Revolver und Blumenornamente.
Dazu der Untertitel „Ein Gaunerfilm“

Worum es augenscheinlich geht: Nun ja, der Untertitel lässt nicht allzu viele Fragen offen, oder?

Worum es tatsächlich geht: Die Gebrüder Bloom (gespielt von Adrien Brody und Mark Ruffalo) sind die besten Tricketrüger der Welt. Sie überlisten mit Vorliebe Millionäre und bringen diese um die mehr oder minder ehrlich verdienten Kröten. Aber da so ein Leben auch stressig ist, beschließen die beiden, sich zur Ruhe zu setzen. Vorher wollen sie natürlich noch einen letzten Coup durchziehen und haben sich dafür die exzentrische Penelope Stamp (Rachel Weisz) ausgesucht, deren Hauptbeschäftigung es ist, „Hobbys zu sammeln“. Aber natürlich ist diese zu smart, um sich einfach so aufs Kreuz legen zu lassen…

Zum Plakat: Handgezeichnete Filmplakate sind eigentlich der Ursprung des Mediums. Es gibt so einige Illustratoren, die in diesem Bereich arbeiteten. Irgendwann wurden diese von den Digitalkünstlern verdrängt, es gibt aber in letzter Zeit zum Glück auch wieder den Trend zurück zu den Wurzeln. Das Team von filmjunk hat diesen Trend speziell bei Independentkomödien entdeckt und eine schöne Zusammenstellung aufgelistet.
Bei den Gebrüdern Bloom fällt auf, dass die Elemente sehr verspielt angeordnet sind und einen charmant antiken Look haben. Dass die Zeichnungen s/w sind und das Papier vergilbt aussieht, trägt zur Altertümlichkeit bei. Auch die Kleidung der Protagonisten (Melone, Anzug, Krawatten) sieht dieser Ära entliehen aus, deshalb dachte ich zuerst, der Film würde in den 1920iger Jahren spielen. Schaut man sich den Trailer an, sieht man aber schnell, dass nur der Stil der Bloom Brüder sich an dieser Zeit orientiert – sie ziehen sich so an, sie drücken sich so aus, sie sitzen in Cafés, in denen die Zeit stehen geblieben ist.
Insofern ist der Stil des Plakates ganz passend, denn es passt zur Geisteshaltung der Protagonisten.
Auffallend ist, dass dieses Poster mit überaus vielen Elementen ausgefüllt ist, dennoch sind die wichtigen Informationen so geschickt platziert, dass man sie auch auf einen Blick erfassen kann.
Dazu trägt auch die (Nicht)Farbigkeit entscheidend bei – die roten Akzente beim Titel und Untertitel lenken das Auge in das Zentrum des Plakates, welches auch der ruhigste Teil ist. Die anderen Elemente sind rahmenförmig um diesen Mittelpunkt angeordnet und können dann im oder gegen den Uhrzeigersinn betrachtet werden.
Interessant ist vielleicht noch, dass die Damen auf der rechten – also der Herzseite stehen – und die Herren auf der kopflastigen linken Seite des Plakates.
Alles in allem ein sehr schönes Filmposter, welches sich wohltuend von den überwiegend digital produzierten Bildern abhebt.

Plakat – Moon


Was wir sehen: einen aus s/w-Streifen zusammengesetzten Kreis auf schwarzem Grund. Im Zentrum des Kreises steht ein Astronaut, der seinen Helm abgenommen hat und ihn im Arm hält. Dazu der Filmtitel „Moon“ und der Untertitel „950,000 Kilometer von zu Hause ist das Schlimmste, was dir begegnet, du selbst.“

Worum es augenscheinlich geht: Die Einsamkeit des Alls. Und wie es wirklich ist, ohne Monster, Alien und schwarze Löcher durch die Unendlichkeit zu schweben.

Worum es tatsächlich geht: Sam Bell (gespielt vom grandiosen Sam Rockwell) ist seit drei Jahren ein Angestellter bei Lunar. Er arbeitet auf Selene, einer Mondbasis, wo er Helium3 abbaut, welches die Energiekrise, der die Erde unterliegt, abmildern soll.
In der Einsamkeit arbeitete er nicht nur an der Gewinnung von Helium3, sondern auch an sich selbst. Als jemand, der seine Wut schlecht kontrollieren kann, lernte er auf Selene, sich an Regeln zu halten und in einem routinierten Alltag zu leben. Jetzt freut er sich auf die Heimreise, die in ein paar Wochen stattfindet, auf seine Frau, seine Tochter und den vorzeitigen Ruhestand. Doch Lunar hat andere Pläne mit ihm…

Zum Plakat: Der Kreis hat mich an einen Siemensstern erinnert, den man zur Bestimmung des Auflagemaßes eines Objektives benutzt.
Auf dem Plakat ergeben die s/w-Streifen optisch ein flimmerndes Grau, in welchem sich der Protagonist befindet. Ein toller optischer Trick, der die Botschaft gut transportiert: obwohl die Umgebung ruhig und harmonisch scheint, sieht man beim genaueren Hinsehen, dass etwas nicht stimmt – und Sam Bell befindet sich im Zentrum dieser Unruhen.
Abgesehen von den roten Einsätzen auf dem Raumanzug wirkt das Plakat monochrom, fast s/w. Auch dies strahlt Ruhe aus und die roten Akzente ziehen unseren Blick zum wichtigsten Teil des Filmes – Sam, der auf sich selbst zurückgeworfen ist. Wenn man sich den Trailer ansieht, merkt man, dass Rockwell wahrscheinlich 99% Screentime hat, also (fast) unser einziger Protagonist ist – der Computer, mit dem er kommuniziert wird von Kevin Spacey gesprochen. Es gibt nicht viele Darsteller, die einen Film ganz allein tragen können; Sam Rockwell traue ich es zu – neben ihm ist schon so mancher Darsteller verblasst. Und „Confessions of a Dangerous Mind“ war trotz eines großen Ensembles, seine One-Man-Show.

„Moon“ ist – und das kann man auf dem Plakat sehr gut erkennen – ein SciFi-Film im Stil von „Solaris“ oder „2001: A Space Odyssey“, wo der Horror nicht durch kampfbereite Alien ausgelöst wird, sondern durch uns selbst und das System, in dem wir leben.
Wie sehnsüchtig der Film nicht nur von mir erwartet wird, zeigt sich auch darin, wieviele Informationen zum Film jetzt schon online zu finden sind, u.a. gibt es ein Blog, welches sich nur mit dem Film beschäftigt und einen Besuch wert ist.

Plakat – Up

Was wir sehen: Ein niedlicher Opi fliegt durch die Luft. Er hängt an einem riesigen Strauß von Luftballons, an dem sich außerdem ein Haus, ein Hund und ein Pfadfinder festhalten.
Während der Großvater erschrocken schaut, scheinen der Hund und der Pfadfinder den Ausflug zu genießen.

Worum es augenscheinlich geht: Um einen Kindheitstraum: du brauchst nur genügend helimumgefüllte Luftballons – und du kannst fliegen!

Worum es tatsächlich geht:
Der 78jährige Carl Fredricksen erfüllt sich seinen großen Traum – indem er Tausende von Luftballons an sein Haus bindet, möchte er schwebend Südamerika entdecken. Mit blinden Passagieren hat er allerdings nicht gerechnet…

Zum Plakat: Lustig und schön – durch heitere Farben und beschwingte Formen schafft das Bild schon beim ersten Hinsehen eine fröhliche Stimmung.
Der Filmtitel „Up“ – also „Aufwärts“ wird durch die Bildelemente sehr gut umgesetzt, die unsere Blicke genau so leiten – nach oben. Wir fangen bei dem prominentesten und dunkelsten Element an – den Schuhen des Großvaters im Vordergrund rechts unten und folgen dann seiner Hand und dem Strick den er in der Hand hält nach oben, bis wir die Ursache seines Fliegens erkennen – die farbig prächtige Luftballontraube.
Ich bin mir sicher, dass viele Menschen sich schon einmal gefragt haben, ob das tatsächlich funktionieren würde – einfach davonschweben, egal wohin.
Es heißt, man bräuchte etwas 200 Ballons, um 1 kg zum Schweben zu bringen. Dann kann man sich ja ausrechnen, wieviele man für sich selbst brauchen würde ;-)
Dass der Film von Pixar umgesetzt wurde, ist passend; Pixar setzt immer Kindheitsträume in die (3D-)Realität um – ob das sprechende Autos, lebende Spielzeuge oder ein Marienkäfer namens Franzi & die lustigste Raupe der Welt sind – die Filme machen nicht nur Kindern eine Freude.
Und so ist es auch mit diesem Plakat, welches sicher auch vielen Erwachsenen ein (wehmütiges) Lächeln ins Gesicht zaubern wird!

Plakat – The Ugly Truth


via Liisa

Heute eine Besonderheit: zwei Plakate zum Preis von einem!

Was wir sehen: In beiden Varianten auf der linken Seite das Weibchen durch einen schwarzen Balken getrennt vom Männchen. Ebenfalls in beiden Varianten enthalten: ein Herz. Welches beim Weibchen im bzw. am Kopf sitzt und beim Männchen („logisch“) im Intimbereich. Dazu der Titel des Films: „The Ugly Truth“ (etwa: „Die hässliche Wahrheit“)

Worum es augenscheinlich geht: Um das Urthema zwischen Männern und Frauen – Frauen lieben mit dem Kopf, Männer lieben mit dem „Körper“.

Worum es tatsächlich geht: Ich übernehme das mal wortwörtlich von IMDB, weil ich den letzten Satz so lustig finde: A romantically challenged morning show producer (Katherine Heigl) is reluctantly embroiled in a series of outrageous tests by her chauvinistic correspondent (Gerard Butler) to prove his theories on relationships and help her find love. His clever ploys, however, lead to an unexpected result.
Also, ich wage mal zu behaupten, wer da von einem „unerwarteten Ergebnis“ spricht, hat noch nie eine romantische Komödie gesehen :-)

Zum Plakat: Herrlich eindeutig, klar & übersichtlich. Ich finde beide Poster gelungen und muss sagen, dass mir auch gefällt, wie das Symbolposter in das fotografische Plakat übersetzt wurde (oder anders herum). Wenn man das Plakat mit den Symbolen gesehen hat und irgendwann später das andere sieht, ist die WIEDERERKENNBARKEIT auf jeden Fall gegeben. Auch dass bei den Fotos mit einem klaren Farbkonzept gearbeitet wurde (Rot / Blau / Weiß) hilft dabei sicher.
Es mag sein, dass die Herzsymbolik ein bisschen zu stark aufgetragen ist, andererseits bin ich immer der Meinung, dass nichts eine Idee so schnell und eindeutig vermittelt, wie ein Klischee. Und da es bei Plakaten vor allem darum geht, dass man die Idee des Filmes superschnell erfasst, sind dies zwei äußerst gelungene Beispiele.
Auf diesen Plakaten ist nichts überflüssig und man weiß genau, dass man hier eine romantische Komödie erwarten darf.
Schön!
Auch wenn Liisa bei diesem Film auf meine Kinobegleitung leider verzichten muss ;-)

Plakat – The Limits Of Control


Was wir sehen: Retro, Baby. Ein Mann mit Gitarrenkoffer und Anzug in einer stark 60iger-inspirierten grafischen Umgebung. Dazu die Worte „The Limits Of Control. For every way in, there is another way out“ (etwa: Für jeden Eingang gibt es einen Ausgang).

Worum es augenscheinlich geht: Um einen Gangster, der den Groove gepachtet hat. Er hat immer einen Ausweg. Im schlimmsten Fall singt er einfach so schlecht, dass alle den Weg frei machen.

Worum es tatsächlich geht: Ein Gangsterfilm von Jim Jarmusch? Das hat wahrscheinlich nur entfernt etwas mit Logik zu tun. Entsprechend der Plot: Ein mysteriöser Fremder, der sich augenscheinlich außerhalb des Gesetzes bewegt, führt einen Auftrag aus. Er vertraut niemandem auf seiner Reise durch Spanien, seine Träume und sein Bewusstsein.

Zum Plakat: Optisch natürlich ein Leckerbissen, wenn man auf Retro-Ästhetik steht. Dazu sehr klar in der Formensprache und reduziert auf ein kleines Bild. Der Mann mit der Gitarre steht im Fokus.
Alle Kreise bewegen sich von ihm weg und zu ihm hin. Er aber geht unbeirrt seinen Weg.
Die Farben sind eher trüb und das Plakat scheint schon ein wenig verblichen zu sein, was entscheidend zur altmodischen Wirkung beiträgt.
Auch der Trailer sieht fast monochrom aus, bewegt sich im Farbspektrum von Beige zu dunklem Rot, ebenso wie das Poster gestaltet ist.
Und obwohl es mir sehr gut gefällt, hätte ich hier eher einen straight-forward-Gangsterfilm erwartet. Ich glaube, das liegt daran, dass der Fremde so bestimmt aussieht.
Farblich also absolut passend, aber vielleicht hätte man noch ein optisch mysteriöses Element hinzufügen können…
Und was soll eigentlich die Gitarre bedeuten? Vielleicht ist das ja das mysteriöse Element, harrharr!
Inspiriert ist das ganze sicher vom genialen Designer Saul Bass. Von dessen Arbeiten gibt es hier eine Auswahl zu sehen.

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