Ridley Scott hat keine Zeit zu verlieren. Erst mit 40 drehte er seinen ersten Spielfilm (Die Duellisten), mit 70 blickt er auf inzwischen über 20 Filme als Regisseure zurück. Als Produzent arbeitete er an weit über 40 Filmen mit. Wie auch David Fincher arbeitete Scott zuerst in der Werbebranche. Wenn er Regie führt, bereitet er sich akribisch auf seine Drehs vor. Wenn er ans Set kommt, weiß er, wo die Kamera stehen muss und welche Requisiten gebraucht werden. Er dreht selten mehr als 3 Takes. Laut Eigenaussage braucht er gerade einmal ein Drittel der Zeit, die andere Regisseure fürs Filmemachen benötigen. Er denkt ans Budget. Er ist ökonomisch und effizient.
Es gibt Menschen, die ihm das vorwerfen. Die meinen, seine Effizienz würde zugunsten der Qualität gehen. Die Hälfte seiner Filme waren Flops an den Kinokassen.
Trotzdem gilt er als einer der wichtigsten Regisseure unserer Zeit. Zu Recht.
Auch ich finde nicht alle seine Filme gelungen – Hannibal (der dritte Film aus der Reihe um Hannibal Lecter) beispielsweise war voll von lächerlichen Szenen, die die Figur des Hannibal Lecter geradezu demontierten. Kingdom of Heaven war für mich eine Materialschlacht ohne Herz.
Aber es gibt für mich genug positive Gegenbeispiele, die ich hier gern aufzähle. (Über Blade Runner muss ich dabei sicher nicht reden, oder?!)
Alien (1979) – der Director’s Cut aus dem Jahre 2003 ist wahrscheinlich der einzige Director’s Cut, der eine kürzere Laufzeit als das Original hat – 115 Minuten, statt 116 Minuten. Nur eine Minute Unterschied, mag so mancher denken, aber – Ridley Scott hat nicht einfach umgeschnitten, er hat den kompletten Film überarbeitet und den aktuellen Sehgewohnheiten angepasst. Das bedeutet, er hat nicht nur Szenen hinzugefügt, die das Alien öfter zeigen, sondern faktisch jede Einstellung um mehrere Frames gekürzt und den gesamten Film somit „schneller“ geschnitten.
Thelma & Louise war für mich einer der ersten Filme, in denen ich die Frauencharaktere nachvollziehen konnte. Das klingt wahrscheinlich seltsam, da der Film aus dem Jahre 1991 stammt, und davor schon Millionen anderer Filme starke Frauencharaktere hatten, aber Thelma & Louise brachte in mir eine Saite zum Klingen, die ich vorher noch nie gehört oder gesehen hatte. Zwei unterschiedliche Frauen, die zwar beide (damals) weit jenseits meines Alters lagen, deren Probleme sich mir allerdings auf magische Weise erschlossen – ebenso wie ihre Reaktionen darauf. Es ist Ridley Scott hoch anzurechnen, dass er diesen Film gemacht hat; auch wenn er selbst mit den vielen feministischen Interpretationen nichts zu tun haben will – das ist ein Film, der auf unaufgeregte Weise zeigt, dass Frauen und Männer gleich sind, auch wenn sie viele Dinge verschieden angehen.
Gladiator ist einer der wenigen Filme, den ich mehr als 3 x im Kino angesehen habe. Ja, ich habe mir einige Filme mehr als 3 x im Kino angesehen und dafür vollen Eintritt bezahlt.*
Gladiator ist ein cineastisches Erlebnis. Es ist ein riesiger Film. Bombastisch. Man muss ihn einfach auf der großen Leinwand sehen, mit dem Soundtrack so laut aufgedreht, wie es eben nur geht, weil er dann seine ganze Kraft entfalten kann. Sicher, die Story ist eine der ältesten der Welt – Mann verliert seine Familie & sein Leben und kämpft sich wieder empor. Aber so mitreißend habe ich das selten gesehen. Dabei bleibt Scott mit seinen Bildern so dezent, dass es ausdrucksstarker fast nicht geht. Und selbst die Kampfszenen, die mich in den meisten Filmen eher langweilen (Ausnahmen: The Transporter, Pakt der Wölfe, Herr der Ringe), sind fast wie ein Ballett, bei dem ich gerne zugesehen habe.
Matchstick Men – m. E. einer der unterschätzesten Filme von Ridley Scott, weswegen ich ihn hier noch einmal gesondert erwähnen möchte. Der Film, der bei uns Tricks hieß, dürfte einer der Filme mit der kürzesten Drehzeit aller Zeiten sein – soweit ich weiß, waren das gerade mal drei Wochen. Dabei holt er aus Nicolas Cage einen der besten Charaktere heraus, die der je gespielt hat und hat mit Dody Dorn einen der besten Cutter an Bord (Memento). Der Film ist frisch, schnell und spaßig. Und außerdem spielt Sam Rockwell mit, der für mich einer der körperlichsten & eindringlichsten Schauspieler ist. Also: bitte angucken!
Genug der Worte verloren, jetzt folgen noch:
Meine Top-5-Ridley-Scott-Momente
5. Blade Runner: Natürlich der Klassiker – die „Rooftop“-Szene. Diese grandiose Beleuchtung, der Regen, die Musik – die perfekte Atmosphäre.
4. Matchstick Men: Ich mag die Szene, als Frank (Sam Rockwell) nach mehreren vergeblichen Versuchen, Roy (Cage) zu erreichen, zu ihm nach Hause kommt und ihn in einem schlimmen Zustand vorfindet. Das ist Comedy at its best!
3. Black Hawk Down: Alle Luftaufnahmen der Helikopter sind unglaublich.
2. Thelma & Louise: Das Ende. Natürlich!
1. Gladiator: Die Eröffnungssequenz, in der man nur die Hand von Maximus sieht, die über Weizen streicht, durch den der Wind fährt.
*Natürlich nicht x-beliebige Filme. In die illustre Reihe gehören noch: „Matrix“ Teil 1, „Mag’no.lia“, „Lost Highway“, „Se7en“ und eben „Gladiator“.
Was denn, ohne „Legende“?
Mia Sara’s Tanzszene ist pure Erotik und rangiert unter meinen Top 10 Film momenten.
In Sieben gibt es eine großartige Szene die mir mehr als all die Schockmomente im Gedächtnis haften blieb, und zwar wenn Morgan Freeman von dem Opfer in der Zeitung spricht dem man die Augen ausstach. Das ist für mich das Schlüsselelement zum Verständnis dieses Stadt Molochs in dem der Film handelt und seiner Bewohner, und sie gewährt uns einen kurzen Blick in die Seele von Freeman’s Charakter. Außerdem es ist eine sehr bezeichnende Szene für den Stil des Films der es schafft erschreckend gewalttätig zu sein ohne sich jemals sensationalistisch an Gewalt zu ergötzen.
Das einzige was mich immer wieder stört ist der original titel „Se7en“.
Die Schreibweise macht keinerlei Sinn und wirkt sich einfach nur störend aus.
Ich muss sagen, dass ich „Legende“ bisher nur teilweise gesehen habe und mich irgendwie nie dazu aufraffen konnte, ihn ganz zu sehen…
In meinem Artikel „Verbotene Praktiken“ bin ich ja auch schon auf „Sieben“ eingegangen, der tatsächlich schockte, ohne (allzu) schockierende Bilder zu zeigen.